EXPRESSIONISMUS

Allgemeines über die Epoche

Der Begriff "Expressionismus" tauchte erstmals bei modernen französischen Künstlern auf. Ging es den Impressionisten um die Eindrücke aus der Aussenwelt, so stand bei den Expressionisten der Ausdruck der Innenwelt im Mittelpunkt. Gemeinsam war den jungen Schriftstellern ein neues Gefühl: sie forderten einen neuen Menschen, protestierten gegen das wilhelminische Bürgertum und ahnten die kommende Katastrophe voraus. Der Expressionismus fand vor allem Ausdruck in der Lyrik. Der erste Weltkrieg hinterliess einen tiefen Einschnitt. Die Sehnsucht nach einer besseren Welt wuchs.

Zudem herrschte eine Untergangs- und Aufbruchsstimmung, einerseits wegen den Kriegen und andererseits wegen der Hoffnung, irgendwo anders ein besseres Leben zu finden.

Wichtigste Vertreter und Werke

  • Max Hermann-Neisse (1886 - 1914) - Die Geschehnisse des Sonntagnachmittags: Lass deine Zunge mit im Munde flattern
  • Franz Kafka ( ) - die Verwandlung

Lass deine Zunge mir im Munde flattern - Max Hermann-Neisse

Am Sonntagnachmittag in Sehnsuchtsraserei Gerenne
nach dem geliebten Weib durch die verregnete Stadt,
vorbei an einer weiland peinlichen Penne, (= Schule)
von der man immer noch die schweren Träume hat.

Vorbei an bösen Bürgern, welche blinzen,
an Schenkenschildern mit den bunten Tieren
und den diversen Königen und Prinzen,
vorbei an grellen Becken von Barbieren.

Vorbei an Kirchen in verstohlnen Ecken,
wo eine schadenfrohe Mauer schließt,
wo die diskreten Pärchen sich verstecken,
und graue Lauge durch den Rinnstein fließt.

Vorbei an Autos, die durch Pfützen rattern,
– Mit dem verfluchten Stechen in der Lunge –
Laß Deine Zunge mir im Munde flattern,
mich dürstet so nach Deiner weichen Zunge!

Die Stifte setzen stolzer übers Pflaster
und scharren mit den Schirmen ungewiß,
ein Eisenbahner qualmt gemeinen Knaster,
und ein Studente präsentiert den Schmiß.

Zwei kümmerliche Eheleute zanken,
viel Stellungslose gehen auf den Strich. –
Und Deine schmalen Beine schreiten mir durch die Gedanken
in den durchbrochnen Strümpfen königlich!

Umnebelt wiegt sich im gewohnten Kreise
auf dem beliebten Markt der Holpertrott,
aus hellen Läden schwindeln zahme Preise,
und eine Stimme gurgelt frech: »Mit Gott!«

Ganz grüne Ladenschwengel prustend zoten
zu welken Mädchen, die sehr dämlich tun –
Plötzlich leuchtest Du in Deinem roten
Jackett, Leni, und den Wildlederschuhn.

Und schreitest königlich durch das Gekicher
und das Geschnaufe, das im Dunst verschwimmt –
Bankmenschen gehn umflort und nicht ganz sicher,
auf Refrendare schielend und verstimmt.

Du sprichst – und meine Blicke sind wie Hunde
folgsam und wedelnd und verliebt um Dich.
Laß Deine Zunge flattern mir im Munde,
nach Deiner weichen Zunge dürstet mich!

Vermummte Menschen eilen ins Theater –
Schon blüht in fremdem Raum Dein weicher Mund.
Ich schiebe mich vergrämt zu meinem Vater
und meiner Mutter und dem kleinen Hund.


Es ist ein sehr langes Gedicht mit einem für diese Zeit ungewöhnlichem und provokantem Titel. Die Bürgerwelt wird negativ dargestellt, was typisch ist für den Expressionismus, da die Expressionisten einen Hass auf die Gesellschaft haben. Das Gedicht stellt die Innenwelt des lyrischen Ichs genau dar. Der Text ist erotisch und voller Gier, Gedanken und Phantasien.

Die Verwandlung - Franz Kafka

Eines Morgens wacht der Handlungsreisende Gregor Samsa auf und hat sich in einen Riesenkäfer verwandelt. Er ist besorgt, dass er seiner beruflichen Tätigkeit nicht mehr nachkommen und deshalb sich und seine Familie nicht mehr ernähren kann. Der Prokurist der Firma, der sich wegen Gregors Ausbleiben erkundigen will, verlässt entsetzt die Wohnung. Gregor versteht zwar was die anderen sagen, kann selbst jedoch nur unartikulierte Laute von sich geben. Anfangs lässt man ihm noch einige Anteilnahme zukommen, und die Schwester kümmert sich um seine Bedürfnisse, doch mit der Zeit verwahrlost Gregor zunehmend.

Als er sich eines Nachmittags ins Wohnzimmer verirrt, verliert der Vater die Beherrschung und wirft mit Äpfeln nach ihm. Ein Apfel bleibt in seinem Rücken stecken und ruft eine Entzündung hervor. Während sich Gregor tödlich angeschlagen in seinem verdreckten und abgedunkelten Zimmer aufhält, beobachtet er die Vorgänge in der Wohnung: Die Eltern und seine Schwester haben eine Arbeit gefunden und an drei Herren wurde untervermietet. Eines Abends steckt Gregor seinen Kopf wieder ins Wohnzimmer, während sich die Untermieter dort aufhalten. Es kommt zum Eklat. Für die Familie steht nun fest, dass er fortgeschafft werden muss. In diesem Augenblick verlassen Gregor seine Kräfte – er schleppt sich mit letzter Kraft in sein Zimmer und stirbt.

Deutung:

Symbole sind typisch expressiv. Grässlich, widerlich, nutzlos, hilflos, entwürdigend. Gregor ist nach der Verwandlung gleich einsam, wie er vorher schon war.

Käfer = Gefangenschaft & Einsamkeit

Ein Käfer lebt von anderen. Die Familie sieht ihr eigenes Verhalten im Käfer, da sie zuvor von Gregor lebten. Er war der einzige, der Geld verdiente und sich um sie sorgte.

=> Schmarotzerfamilie zeugt Schmarotzer !