MITTELALTER

Allgemeines über die Epoche

Das Hochmittelalter ist gezeichnet durch den Gegensatz zwischen Kultur an den Höfen und dem harten Alltagsleben der Bauern und der einfachen Leute. Letzteres wird vor allem im Nibelungenlied (Siegfried). Im "Parzival" und in zahlreichen Liedern von Walther von der Vogelweide werden die Ideale der ritterlichen Gesellschaft erkennbar: Es sind ritterliche Tugenden wie "êre", "mâze", "zuht" usw. Bei dem Begriff der Mädchenlieder wendet sich die Literatur stärker der Wirklichkeit zu. Dies verstärkt sich mit dem Niedergang des Rittertums zum Raubrittertum. Missgeschicke haben nach mittelalterlicher Vorstellung allein mit der Abkehr von Gott ihre Ursachen. Dies erfährt auch Parzival, als er zunächst kein Mitleid zeigt.

 

Hohe Minne:

Vollkommene Idealisierung der Frauen, Gesellschaftskunst.

Aufbau:

1. Lob der Herrin

2. Hinweis auf den geleisteten Minnedienst

3. Forderung nach Anerkennung

4. Klage über die ausbleibende Erhörung

5. Nachdenken über die Gründe der Nichterhörung

6. Konsequenz: meist neuer Lobpreis

 

Niedere Minne:

nicht mehr adelige Frauen im Mittelpunkt, sondern ein unverheiratetes Mädchen ohne soziale Auszeichnung. Neues Ideal: die gegenseitige, erfüllte Liebe. Der Aufbau bleibt aber gleich wie bei der Hohen Minne 

 

Ständeordnung:

1. Stand = Klerus

2. Stand = Adel

3. Stand = Bauern

Wichtigste Vertreter / Werke

  • Nibelungenlied ( ca. 1150 - 1200)
  • REINMAR VON HAGENAU (1160 - 1210) - Minnelieder
  • HARTMANN VON AUE (1165 - 1220) - Erec ; Iwein
  • WOLFRAM VON ESCHENBACH (1170 - 1220) - Parzival
  • GOTTFRIED VON STRASSBURG (1170 - 1216) - Tristan und Isolde
  • WALTHER VON DER VOGELWEIDE (1170 - 1230) - Minnelieder
  • Spruchdichtung

Erec - Hartmann von Aue

Ausschnitt aus Erec:

 

Nû wunderte die künegîn

wer der ritter möhte sîn.

er was ze harnasche wol,

als ein guot kneht sol.

Êrec der junge man

sîn vrouwen vrâgen began

 

ob erz ervarn solde.

diu vrouwe des niht enwolde:

si bat in dâ bî ir tweln.

ein juncvrouwen begunde si ûz weln

die si möhte senden dar.

 

si sprach: «rît und ervar

wer der ritter müge sîn

und sîn geverte, daz magedîn.»

diu juncvrouwe huop sich an die vart,

als ir geboten wart,

 

dâ siz getwerc rîten sach.

mit zühten si zuo im sprach:

«got grüeze iuch, geselle,

und vernemet waz ich welle.

mîn vrouwe hât mich her gesant,

 

diu ist künegîn überz lant:

durch ir zuht gebôt si mir

daz ich iuch gruozte von ir,

und weste gerne mære

wer der ritter wære

 

und disiu maget wol getân.

 

Zusammenfassung:

Erec, ein junger und unerfahrener Ritter am Hof des Königs Artus, Sohn des Königs Lac, wird vor den Augen der Königin von dem Zwerg eines umherziehenden Ritters durch einen Schlag entehrt. Ohne Umschweife und Ausrüstung nimmt Erec die Verfolgung auf und gelangt zur Burg Tulmein des Herzogs Imein. Auf der Suche nach einer Unterkunft gerät Erec an den verarmten Edelmann Koralus. Von diesem erfährt er von dem bevorstehenden Sperberkampf in Tulmein und dass Iders, der Ritter, dessen Zwerg Erec gedemütigt hat, bereits zweimal in Folge den Schönheitspreis für seine Freundin entscheiden konnte. Erec beschließt, ebenfalls an dem Turnier teilzunehmen. Er verspricht Koralus, dessen Tochter Enite zu heiraten, falls sie ihn zum Sperberkampf begleiten sollte. Erec gewinnt das Turnier und die Hand Enites. Die Hochzeit wird am Artushof abgehalten.

Danach zieht er mit Enite nach Karnant, dem Hof seines Vaters (der zugunsten Erecs auf die Herrschaft verzichtet). Dort vernachlässigt Erec seine Herrscherpflichten, weil er aus Liebe zu Enite die Tage mit ihr im Bett verbringt (in der Literaturwissenschaft wird dieses Vergehen Erecs meist als verligen bezeichnet, ein Begriff, der unmittelbar Vers 2971 unz daz er sich sô gar verlac entnommen ist). Als er durch Enite erfährt, dass er zum Gespött des Hofes geworden ist, beschließt er heimlich den Hof zu verlassen und aventiure zu suchen. Enite, der er bei Todesstrafe zu sprechen verbietet, muss ihn begleiten. Als diese ihn entgegen seinem Gebot vor nahenden Räubern warnt, behandelt er sie fortan wie einen Knecht: Sie muss schließlich acht Pferde führen, die Erec Angreifern abgerungen hat. Dabei bricht sie abermals das Sprechverbot, das durch Erec bis zum Schluss nicht explizit aufgehoben wird. Er besteht eine Reihe von Abenteuern (In doppelter aventiure-Reihung: Zunächst kämpft er gegen unhöfische Räuber, dann für Enite gegen einen namenlosen Grafen; der Kampf gegen den König Guivreiz beendet die erste aventiure-Reihe. Nach der Zwischeneinkehr am Artushof und kurzer Erholung, beginnt die zweite aventiure-Reihe: Er rettet Cadoc vom Lande Tafriol, einen Edelmann, vor zwei unhöfischen Riesen, verteidigt seine Frau gegen den Grafen Oringles, welcher Enite heimlich heiraten möchte und kämpft schließlich abermals gegen den König Guivreiz). Im letzten Abenteuer - Des Hofes Freude (Joie de la curt) kämpft Erec gegen den riesenhaften Mabonagrin, der wegen eines Versprechens seiner Freundin, welche eine nahverwandte Cousine zu Enite ist (sie sind in derselben Stadt "Lut" geboren), gegenüber gezwungen ist, Eindringlinge aus ihrem gemeinsamen Baumgarten zu vertreiben. Erecs Vater stirbt während er mit seiner Trophäe aus dem Kampf mit Mabonagrin, den Sieg am Hof Kardigan feiert. Er zieht daraufhin mit Enite in sein Land zurück und herrscht dort ohne Schuld und Fehler. Im Verlauf der aventiure-Fahrt, hat Erec - vor allem wegen Enites treuer Beharrlichkeit - das rechte Maß zwischen Liebe und Herrschaft erkannt, eine Einsicht, die er schließlich an den besiegten Mabonagrain weitergeben kann. Schlussendlich kehren Erec und Enite nach Karnant zurück, wo sie fortan als vorbildliches Herrscherpaar leben. (10135 Verse plus 57 Verse, die nach Vers 4629 eingeschoben sind)

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Erec


Iwein - Hartmann von Aue

Ausschnitt aus Iwein:

Ein rîter, der gelêret was
unde ez an den buochen las,
swenner sîne stunde
niht baz bewenden kunde
daz er ouch tihtennes pflac
daz man gerne hœren mac,
dâ kêrt er sînen vlîz an:
er was genant Hartman
und was ein Ouwære
der tihte diz mære.

Ein Ritter hatte Schulbildung genossen
und las in Büchern,
wenn er mit seiner Zeit
nichts besseres anzufangen wußte,
dichtete er sogar.
Er verwandte seine Bemühungen auf das,
was vergnüglich zu hören ist.
Er hieß Hartmann
und war von Aue.
Der hat auch diese Geschichte gedichtet.

(Hartmann von Aue: Iwein, V. 21-30. G.F. Benecke, K. Lachmann, L. Wolf. Übersetzt von Thomas Cramer. Berlin, New York ³1981)

Zusammenfassung:

Erster Handlungszyklus

Der Roman beginnt mit einem Pfingstfest am Artushof, dem Inbegriff höfischer Festlichkeit. Dort hört Iwein die Erzählung des Ritters Kalogreant, die von Hartmann als Roman im Roman gestaltet ist. Kalogreant berichtet, wie er von einer gastlichen Burg kommend auf eine Lichtung voll wilder Tiere gelangt sei, in deren Mitte ein riesiger, hässlicher und unkultivierter wilder Mann gestanden habe, der sich jedoch nicht als Unmensch, sondern als friedlicher Hirte herausstellte. Kalogreants Versuch, das Geheimnis einer magischen Brunnenidylle im Wald zu ergründen, auf das ihn der wilde Mann aufmerksam machte, scheitert aber völlig: Mit dem Begießen eines Steins löst er ein gewaltiges Unwetter aus, fordert damit die Verteidigung der Quelle durch Askalon, den Landesherrn und Hüter des magischen Brunnens, heraus, wird von diesem besiegt und muss ohne Pferd und Rüstung heimkehren.

Die misslungene aventiure des Artusritters Kalogreant ist für den Artushof die legitime Herausforderung, die Schmach zu rächen. Iwein, der als Verwandter Kalogreants doppelt von der Schande betroffen ist, kommt einem Zug des gesamten Hofes zuvor und reitet heimlich in das Brunnenreich. Die aventiure wiederholt sich, wird aber zum tödlichen Ernst für Askalon. Iwein verfolgt den tödlich verwundeten, fliehenden Askalon bis in dessen Burg. Das heruntergelassene Falltor durchtrennt Iweins Pferd, er selbst bleibt unverletzt, ist aber in der Torhalle eingeschlossen.

Nur mit Hilfe von Lunete, der Vertrauten der Burgherrin Laudine, gelingt es Iwein, den Burgmännern zu entgehen. Aus Dankbarkeit für frühere Hilfe am Artushof erhält er von Lunete einen Ring, der ihn unsichtbar macht. Der tote Askalon wird von seiner schönen Frau Laudine beklagt. Durch ein Fenster sieht Iwein die Herrin und entbrennt in Minne zu ihr. Da die Wunden des Toten durch die Anwesenheit des Totschlägers wieder zu bluten beginnen (Bahrprobe), beginnt eine burleske Suche nach dem Unsichtbaren. Abermals löst Lunete die paradoxe Situation und überzeugt Laudine, dass der Sieger über Askalon dessen würdiger Nachfolger als Ehemann, Landesherr und Brunnenhüter sei. In einer komödiantischen Inszenierung (da alle Beteiligten über die Absichten der anderen informiert sind) kommen sich Iwein und Laudine unter Vermittlung Lunetes näher. Bald wird die Hochzeit gefeiert.

Nun kommt der Artushof zur Quelle und Iwein muss seine Rolle als Brunnenhüter erstmals erproben. Dies gelingt gegen Keie, den exemplarischen missgünstigen Ritter des Artushofes. Der ganze Hof feiert nun die Heirat von Iwein und Laudine. Damit ist die Handlung zu einem vorläufigen Ende gekommen, Iwein ist neben der êre des Sieges unverhofft auch eine Ehefrau und Landesherrschaft zugefallen.

Versagen und Wahnsinn Iweins

Auf Drängen seines Freundes Gawein, der Iwein das verligen Erecs als warnendes Beispiel vorhält, verlässt Iwein schon kurz nach der Hochzeit Laudine und zieht auf Turnierfahrt und âventiure aus. Laudine fordert von Iwein das Versprechen ein, nach Jahr und Tag zurückzukehren. Dieser Zeitraum bedeutet eine rechtswirksame Frist, nach deren Ablauf Ansprüche an mögliche Usurpatoren abgelaufen sein würden. (Dieses Wissen wird beim Hörer/Leser vorausgesetzt und im Roman nicht näher thematisiert.) Der schmerzliche Abschied der Liebenden ist von Minneharmonie geprägt. In einem Dialog zwischen dem Erzähler und Frau Minne wird thematisiert, dass Iwein und Laudine ihre Herzen getauscht haben, was zu folgenreichen Konsequenzen führen wird.

Iwein gibt sich den Aufregungen der Turniere hin und bemerkt erst zu spät, dass er die ihm aufgetragene Frist bereits um sechs Wochen versäumt hat. Lunete klagt ihn öffentlich vor der Artusrunde als Verräter an und nimmt ihm den Ring. Vor dem Artushof ist seine Ehre dahin und Laudine bricht jede Verbindung mit Iwein ab. Damit hat Iwein seine Identität verloren; vom Wahnsinn ergriffen reißt er sich die Kleider vom Leib und wird zum Wilden im Wald. Die einzige soziale Bindung ist eine wortlose Tauschbeziehung zu einem Einsiedler. Erst durch die Hilfe der Dame von Narison und ihrer Begleiterin, die ihn mit einer von der Fee Feimorgan hergestellten Wundersalbe von seinem Wahnsinn heilen, kommt Iwein wieder zur Besinnung. Seine frühere Identität als Ritter erscheint ihm wie ein Traum. Er muss erkennen, dass er nicht mehr zur höfischen Gesellschaft gehört.

Zweiter Handlungszyklus

Iwein befreit das Land der Dame von Narison von dem Grafen Aliers, der Ansprüche darauf erhebt. Die Dame von Narison und das ganze Land wünschen sich ihn zum Landesherrn, doch er will dies nicht und bricht überstürzt auf. Noch zwei weitere Male schlägt er im Verlaufe der Geschichte aus Treue zu Laudine eine Heirat aus.

Iwein rettet einen Löwen vor einem Drachen. Dieser bleibt nun treu an seiner Seite und gibt Iwein eine neue Identität als der Ritter mit dem Löwen.

Der Zufall führt ihn wieder an die Quelle zurück, wo ihn die Erinnerung an seinen Verlust ohnmächtig vom Pferd stürzen lässt. Iwein ist nahe daran, seinen Verstand erneut zu verlieren. Da findet er bei der Quelle Lunete, die wegen ihrer Rolle bei der Heirat und Iweins Treuebruch (untriuwe) zum Tode verurteilt ist. Nur ein Gerichtskampf kann noch ihre Unschuld beweisen, die Frist dafür läuft am folgenden Tag ab. Iwein erkennt seine Schuld an und sichert Lunetes Verteidigung zu.

Unmittelbar danach verpflichtet er sich aber auch seinem Gastgeber zur Hilfe im Kampf gegen den Riesen Harpin am nächsten Morgen und gerät damit in einen Terminkonflikt. Iwein besteht aber mit Hilfe des Löwen den Kampf mit dem Riesen rechtzeitig, so dass er auch Lunete erfolgreich verteidigen kann. Die Kämpfer der Anklage erleiden diejenige Strafe, die eigentlich Lunete zugedacht gewesen wäre: Sie werden auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Laudine, die den Löwenritter in seiner neuen Identität nicht erkennt, erfährt davon, dass diesem Löwenritter die Huld einer Dame entzogen worden sei. Sie verurteilt dies - unwissend, dass sie selber diese Dame ist.

Da die Beziehung beider noch nicht geklärt ist, verlässt Iwein Laudine wieder. Er übernimmt nun die Verteidigung der jüngeren Tochter des Grafen vom Schwarzen Dorn in einem Erbstreit gegen ihre ältere Schwester. Gemeinsam mit dem Mädchen macht Iwein sich auf den Weg und gelangt auf die Burg zum Schlimmen Abenteuer, wo er gegen zwei Riesen kämpfen muss, um dreihundert gefangene und in ein Arbeitshaus eingesperrte adlige Damen befreien zu können.

Anschließend reitet Iwein mit seiner Begleiterin zum Artushof, wo es zu dem Gerichtskampf kommt. Die Verteidigung der Schwester hat ausgerechnet Iweins Freund, der musterhafte Artusritter Gawein, übernommen. Unerkannt kämpfen Iwein und Gawein gegeneinander, ohne dass einer den anderen besiegen kann. Nachdem die Dunkelheit einbricht und der Kampf auf den folgenden Tag verschoben wird, erkennen Iwein und Gawein im Gespräch einander wieder. König Artus bringt die ältere Schwester durch eine Fangfrage dazu, sich zu verraten und verhilft der jüngeren Schwester zu ihrem Recht. Jetzt gibt Iwein sich zu erkennen und wird freudig wieder in die Artusrunde aufgenommen.

Obwohl Iwein große Ehre erlangt hat, ist er sich sicher, dass er an Liebeskummer sterben wird. Erneut in der Tarnung als Löwenritter kehrt er an den Hof Laudines zurück, gewinnt diese aber erst nach einer komödiantischen Intrige Lunetes zurück: Laudine verpflichtet sich unter Eid, dem Löwenritter, der den Stein am Brunnen begossen hat, zu helfen, die Gunst seiner Dame zurück zu erlangen. Damit muss Laudine Iwein vergeben, der seine Reue beteuert und verspricht, ihre Huld nie wieder zu verspielen. Beide erneuern ihre Ehe und ihre Liebe.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Iwein#Handlung


Parzival - Wolfram von Eschenbach

Ausschnitt aus Parzival:

hiez ouch er bereiten sich                                             Da hieß auch er Vorbereitungen treffen,
(sus wert diu âventiure mich)                                                   wie meine Erzählung versichert,
mit speren wol gemâlen                                                           mit sorgfältig bemalenen Lanzen,
mit grüenen zindâlen:                                                     die mit grünen Stoffstreifen versehen waren.
ieslîchez het ein banier,                                                                 Eine jede trug ein Banner,
drî härmîn anker dran sô fier                                               daran drei weiße Anker aus Hermelin, 
daz man ir jach vür rîchheit.                                               so dass man über den Reichtum staunte.
si wâren lang unde breit,                                                           Die Banner waren lang und breit
und reichten vaste unz ûf die hant,                                              und reichten so bis zum Griff,
sô mans zem spers îser bant                                                   von ihrer Befestigung - eine Spanne
dâ niderhalp ein spanne.                                                             unterhalb der eisernen Spitze.
der wart dem küenen manne                                                        Dem kühnen Mann wurden
hundert dâ bereitet                                                                  hundert solcher Lanzen vorbereitet  
und wol hin nâch geleitet                                                                     und nachgeführt
von sînes neven liuten.                                                              von den Dienstleuten seines Vetters.

Zusammenfassung:

Die Hauptfigur der gesamten Handlung ist der Ritter Parzival, wobei kontrastierend zu ihm auch die Geschichte Gawans erzählt wird, der einen anderen Rittertypus verkörpert. Wolfram beginnt seinen Versroman mit der Vorgeschichte von Gahmuret, dem Vater Parzivals. Dieser zieht als Ritter durch die ganze Welt, vor allem durch den Orient und erlebt zahlreiche Aventiuren. In Europa nimmt er die Königin Herzeloyde zur Frau, zeugt mit ihr ein Kind, zieht allerdings so schnell weiter, dass er die Geburt seines Sohnes Parzival nicht miterlebt. Von der Nachricht über Gahmurets Tod in tiefer Trauer versunken, beschließt Herzeloyde ihren Sohn einsam in einem Wald und von der Zivilisation abgeschieden aufwachsen zu lassen, um ihm das Schicksal eines Ritters zu ersparen und ihn nicht zu verlieren.

Doch Herzeloydes Plan, ihren Sohn vor den Versuchungen und Gefahren der Ritterwelt fern zu halten misslingt, als dieser zum ersten mal zufällig im Wald Rittern begegnet und sich schließlich selbst auf den Weg zum Artushof macht um selbst Ritter zu werden. Parzivals Schönheit wird immer wieder betont, wobei diese im Kontrast zu seinen schlechten Qualitäten als Ritter steht, da er von seiner Mutter nicht auf ein solches Leben vorbereitet wurde. Von seiner Cousine Sigune erfährt er erstmals seinen Namen und seine Herkunft. Parzival zieht ab sofort durch die Welt und erlebt auf seinem Weg viele Aventiuren, die allerdings auch viele Unglücke mit sich bringen, die auf Parzivals mangelnde Erfahrung zurückzuführen sind. Der junge Parzival bewährt sich erstmals als Ritter als er die Königin Condwiramurs von Feinden befreit. Dies erlaubt ihm, die Königin zu heiraten und die Herrschaft über das Königreich zu übernehmen. Ähnlich wie sein Vater verlässt er diesen Ort jedoch schnell und erlebt die Geburt seines Kindes nicht mit. Später trifft Parzival auf der mysteriösen Gralsburg ein, auf der er Zeuge seltsamer Geschehnisse wird, es aber versäumt, darüber mit einer Frage mehr zu erfahren, was die Burgbewohner und den König Anfortas erlöst hätte.

Parzival wird am Artushof in die Tafelrunde aufgenommen und wird von der Gralsbotin Cundrie dafür verflucht und beschimpft, dass er die Erlösungsfrage nicht gestellt hatte. Die nächsten Jahre zieht Parzival umher, um wie er gelobt hat, den Gral zu finden und König Anfortas zu erlösen. Auch der vorbildliche Ritter Gawan zieht los und soll an einem Gerichtskampf teilnehmen, da er beschuldigt wird, einen König getötet zu haben. Parzival erfährt bei seinen Aventiuren immer mehr über den Gral und auch, dass Anfortas sein Onkel ist. Auch Gawan sucht jahrelang nach dem Gral, nachdem die Tötungsvorwürfe schließlich niedergelegt werden.
Gawan besteht als Musterritter viele Aventiuren, unter anderem auch auf Schastel marveile, während Parzival von Cundrie zum Gralskönig berufen wird. Es gelingt ihm schließlich wieder zur Gralsburg zu gelangen und dort die Burggesellschaft und König Anfortas durch die Erlösungsfrage zu befreien.
Parzival wird Gralskönig und lebt so mit letztendlich wieder mit Condwiramurs und seinen Kindern zusammen. Das höfische Epos schließt mit einem Epilog.