STURM & DRANG

Allgemeines über die Epoche

Der Name "Sturm und Drang" stammt vom gleichnamigen Drama Klingers, welcher den Zeitraum von ca 1767 - 1785 umfasst. Die jungen Schriftsteller übernahmen zwar die Ideen der Aufklärung, betonten aber stärker das Gefühlsmässige. Rousseaus Satz "Gefühl ist mehr als Denken" wurde zum Leitbild dieser Generation. Der unverbildete, nach Freiheit strebende Mensch der empfindsam fühlend und entschlossen handelnd Grenzen durchbricht wurde zum Ideal. Dies verhalf auch dem Drama zu seiner Popularität, da es formal und sprachlich diesem entspricht.

Phantasie, Gefühl, Intuition und Leidenschaft zum Erreichen der Freiheit.

Wichtigste Vertreter / Werke

  • JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749 - 1832) - Die Leiden des jungen Werthers, Prometeus, zahlreiche Gedichte und Dramen
  • FRIEDRICH MAXIMILIAN KLINGER (1752 - 1831) - Drama "Sturm und Drang"
  • FRIEDRICH SCHILLER (1759 - 1805) - Die Räuber
  • JEAN-JAQUES ROUSSEAU (Philosoph)

Natur

Jean-Jaques Rousseau macht den Fortschritt der Kultur für den sittlichen Verfall verantwortlich. da der menschliche Fortschritt für ihn ein unaufhaltsamer Verfallsprozess ist. Der ursprüngliche Mensch im Schoss der Natur ist gut, rechtschaffen und glücklich, wohingegen ein Mensch, der denke, ein entartetes Tier sei.

Rousseaus Aufforderung zur Rückkehr zur Natur wird zum Programm des Sturm und Drangs. Nur Dichtung, die ursprünglich, naturhaft ist und den Bezug zu Volk und Natur noch nicht verloren hat, sei rein und echt.

Genie

Als Gegensatz zur parallel laufenden Epoche der Aufklärung lebt das Genie des Sturm und Drangs seine eigene
Individualität aus und passt sich nicht der Gesellschaft an oder versucht bewährte Vorbilder (Götter o. Ä.) nachzuahmen,

da es fähig ist selbst zu denken und zu handeln.
Weiterhin zeigt das Genie anstatt der bisher üblichen Vernunft und Objektivität seine Gefühle und sein Herz.
Das Genie gilt als menschliche Schöpfererscheinung die sich in allen Punkten von der Gesellschaft und ihren Regeln und
Gesetzen abwendet um sich selbst zu verwirklichen und sich selbst zu helfen.
Das Motiv des Genies kann also als ein Protest gegen die rationale Aufklärung verstanden werden
Gerade Goethe brachte in seinen Gedichten und Dramen den Begriff des Genies deutlich hervor.
Seine Gedichte „Prometheus“(1773) und „Ganymed“(1774) spiegeln das Motiv beide, obwohl sie inhaltlich völlig im Gegensatz
zueinander stehen, sehr ausgeprägt wieder.
Bei „Prometheus“ handelt es sich um ein Individuum, das sich von den Göttern separieren und nicht länger unterdrücken
lassen will. Er schafft es, sich selbst zu helfen und zu verwirklichen, er ist die oben genannte menschliche Schöpfergestalt.
Er akzeptiert keine von der Gesellschaft aufgestellten Regeln, sondern widersetzt sich diesen bewusst.

Prometheus - J.W. Goethe

Bedecke deinen Himmel, Zeus,

Mit Wolkendunst!

Und übe, Knaben gleich,

Der Disteln köpft,

An Eichen dich und Bergeshöh'n!

Mußt mir meine Erde

Doch lassen steh'n,

Und meine Hütte,

Die du nicht gebaut,

Und meinen Herd,

Um dessen Glut

Du mich beneidest.

 

Ich kenne nichts Ärmeres

Unter der Sonn' als euch Götter!

Ihr nähret kümmerlich

Von Opfersteuern

Und Gebetshauch

Eure Majestät

Und darbtet, wären

Nicht Kinder und Bettler

Hoffnungsvolle Toren.

 

Da ich ein Kind war,

Nicht wußte, wo aus, wo ein,

Kehrt' ich mein verirrtes Auge

Zur Sonne, als wenn drüber wär

Ein Ohr zu hören meine Klage,

Ein Herz wie meins,

Sich des Bedrängten zu erbarmen.

 

Wer half mir

Wider der Titanen Übermut?

Wer rettete vom Tode mich,

Von Sklaverei?

Hast du's nicht alles selbst vollendet,

Heilig glühend Herz?

Und glühtest, jung und gut,

Betrogen, Rettungsdank

Dem Schlafenden dadroben?

 

Ich dich ehren? Wofür?

Hast du die Schmerzen gelindert

Je des Beladenen?

Hast du die Tränen gestillet

Je des Geängsteten?

Hat nicht mich zum Manne geschmiedet

Die allmächtige Zeit

Und das ewige Schicksal,

Meine Herren und deine?

 

Wähntest du etwa,

Ich sollte das Leben hassen,

In Wüsten fliehn,

Weil nicht alle Knabenmorgen-

Blütenträume reiften?

 

Hier sitz' ich, forme Menschen

Nach meinem Bilde,

Ein Geschlecht, das mir gleich sei,

Zu leiden, weinen,

Genießen und zu freuen sich,

Und dein nicht zu achten,

Wie ich!

In diesem Gedicht kritisiert Prometheus, ein Titan, die Götter, spezifisch Zeus. Es ist eine Art Monolog. Prometheus sagt sich vom Herrschergott los und ist stolz auf seine Selbstbehauptung.

In der ersten Strophe kritisiert Prometheus Zeus, denn er beneidet den Titanen um seine geschaffenen Dinge. („Und um mein Herd, um dessen Glut du mich beneidest…“). Seinen Zorn lässt Zeus an der Natur bzw. an den Menschen aus, dies bezeichnet Prometheus als kindisch („Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst! Und übe, Knaben gleich, der Distel köpft, an Eichen dich und Bergeshöhn!“).
In der zweiten Strophe bezeichnet Prometheus die Götter als armselig, denn sie nähren sich nur von Opfergaben und Gebeten von Menschen. Selbst arme Leute opfern für die Götter, obwohl sie selbst kaum etwas zum Überleben haben. („Ihr nähret kümmerlich von Opfersteuern und Gebetshauch…“).
In der dritten Strophe rechtfertigt Prometheus seinen Glauben. Er wäre noch ein Kind gewesen und hätte sich nicht zu helfen gewusst und klagte deshalb bei den Göttern über sein Leid. Der Titan Prometheus beschuldigt in der nächsten Strophe die Götter ihm nie geholfen zu haben. Er hat sich ganz allein von seinen Leiden befreit ohne die Hilfe der Götter. („Wer rettete vom Tode mich, von Sklaverei? Has du’s nicht alles selbst vollendet heilig glühend Herz?“). Hier wird der Gegensatz Zeus-Titan angesprochen.
In der fünften Strophe stellt Prometheus, wie auch in der vierten Strophe ausschließlich Fragen. Diese bauen aufeinander auf. Sie klingen sehr vorwurfsvoll. Man kann die Aufgebrachtheit und Verachtung aus den Fragen erkennen. Er wirft den Göttern vor, sie hätten sich nie um die Leiden der Menschen gekümmert. („Hast du die Schmerzen gelindert je des Beladenen?“). Außerdem stellt er die Menschen als selbstständig und Herr über sich selbst hin. In den letzten drei Versen sagt Prometheus, dass die Zeit und das Schicksal über ihm, so wie auch über Zeus stehen.
Die sechste Strophe umfasst eine Frage. In dieser stellt er in Frage, ob Zeus gesagt hat, er solle das Leben hassen und fliehen, weil sich das Leben anders entwickelt hat als wie er es sich als Kind vorstellte. („Wähntest du etwa, ich solle das Leben hassen, in Wüsten fliehen, weil nicht alle Knabenmorgenblütenträume reiften?“). Seine Selbstherrlichkeit erreicht hier seinen Höhepunkt. („Hier sitz ich, forme Menschen nach meinem Bilde…“). Prometheus beschreibt sich selbst als Schöpfer, der Menschen nach seinem Bilde formt und die die Götter verachten wie er selbst.

Die ersten zwei Strophen befassen sich also mit der Beziehung Prometheus zu Zeus. In der dritten bis zur sechsten Strophe erfahren wir etwas über Prometheus Kindheit und seine Vergangenheit und im letzten Teil wird das gegenwärtige Leben Prometheus dargestellt.

Quelle: http://lyrik.antikoerperchen.de/johann-wolfgang-von-goethe-prometheus,textbearbeitung,127.html

die Räuber - Friedrich Schiller