Die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war einerseits geprägt durch einen wirtschaftlichen Aufschwung und Bevölkerungszuwachs, andererseits durch die Verelendung eines Teils der Bevölkerung. Die
gescheiterte Revolution von 1848 erschütterte das Selbstbewusstsein der Bürger und führte zu einer kritischen Betrachtung der neuen Zeit. In der Literatur kommt dies aber nur bedingt zum
Ausdruck. Die Autoren beziehen ihre Stoffe zwar aus der Wirklichkeit, wandeln diese aber durch distanzierte, zum Teil auch humorvolle Betrachtungsweisen und durch die Verwendung zahlreicher
Symbole künstlerisch um. Die Literaturepoche wird deshalb auch als poetischer Realismus bezeichnet.
Das Grundthema der Literatur ist die Beziehung des Einzelnen zur Gesellschaft. In der Epik fanden die Dichter ihr geeignetes Ausdrucksmittel. Novelle und Roman werden bevorzugt, das Drama spielt
in jener Zeit nur eine untergeordnete Rolle.
4 Grossgruppen der Erzählprosa:
Der Mensch stand dabei aber immer im Mittelpunkt.
Dichtung soll keine rein mechanische Widerspiegelung sein, sondern eine künstlerische, eine poetische Erfassung und Deutung der Wirklichkeit.
Fast alle bedeutenden Schriftsteller gehörten dem mittleren, auch dem kleinen Bürgertum an. Das Alltagsleben gewöhnlicher Menschen, nicht des Adels oder der Oberschicht, wurde dargestellt, weshalb man auch vom bürgerlichen Realismus spricht.
Schriftsteller gestalten die Wirklichkeit wie Bildhauer den Marmor. Das Leben trägt den Stoff zu unendlichen Bildwerken in sich, doch nur jene mit geweihten Augen können es sehen und mit ihren Händen zu einem Kunstwerk erwecken.
Realistisches Leben: Marmorsteinbruch (der ganze Steinblock)
Realistische Kunst: Was aus Marmorstein gemacht wurde (das Kunstwerk)
Kurzinhalt: In der Novelle „Pole Poppenspäler“ von Theodor Storm geht es um den Kunstdrechsler Paul Paulsen, der von der Entstehung seines Schimpfnamens Pole Poppenspäler erzählt. Als kleiner Junge lernte er eine Puppenspielerfamilie kennen und freundete sich mit der Tochter an. Jahre später trifft er sie wieder und die beiden heiraten.
Charakteristik der Hauptpersonen:
Paul Paulsen: Paul ist gut erzogen worden, deshalb war er schon als Junge immer freundlich und nett. Wahre Freundschaft und Liebe bedeutet für ihn alles. Als ihn zum Beispiel die
Jungen in seiner Kindheit wegen Lisei verspotteten, machte ihm das nichts. Liseis Freundschaft war ihm nämlich viel mehr wert. Paul ist gefühlvoll und teilweise auch verträumt. Außerdem ist er
wirklich hilfsbereit, er wollte nämlich der jungen Frau helfen, bevor er überhaupt wusste, dass es sich um Lisei handelte. Paul hat ein von Grund auf gutes Herz und bis auf ein paar Ausnahmen
gibt es auch niemanden, der ihn nicht leiden kann.
Lisei Paulsen: Lisei ist eine lebenslustige, stets gut aufgelegte Person. Brav, ordentlich und lieblich war sie schon als Kind. Sie ist so ein Mensch, auf den man sich verlassen
kann, sie würde nie einen Freund verraten, was man an der Geschichte mit dem defekten Kasperl sieht. Leider hat sie trotz ihres sonnigen Gemütes nie viele Freunde behalten, weil sie als
Puppenspielerfamilie immer weiterziehen mussten. Doch um nichts in der Welt hätte sie ihren Vater alleingelassen. Die beiden hatten ein sehr starke Vater– Tochter-Beziehung, da sie sich früher
immer vor der etwas strengen Mutter verteidigten.
Josef Tendler: Liseis Vater ist äußerst friedfertig, so gut wie nie konnte er wütend werden oder zu jemandem ein schlimmes Wort sagen. In seiner Ehe hatte natürlich auch seine
Frau die sogenannte „Hose“ an. Man könnte fast sagen, er war ängstlich und ließ alles mit sich machen. Seine große Liebe war das Puppenspiel. Es war schon ein Teil von ihm und als er es dann
aufgab, wurde er unsäglich traurig und zog sich immer mehr zurück. Als er dann auch noch mit ansehen musste, wie sein geliebtes Puppenspiel verschmäht und verspottet wurde, brach das ihm
endgültig das Herz.
Inhaltsangabe: Ein Junge fragt den Kunstdrechsler Paul Paulsen nach dem Namen Pole Poppenspäler. Dieser ist zuerst verärgert, doch dann beginnt er zu erzählen: Eines Tages kommt die Puppenspielerfamilie Tendler in das Dorf, in dem Paul lebt. Der Junge ist sofort von der Puppenspielerei fasziniert. Als seine Lieblingsfigur wählt er gleich den Kasperl. Doch vor einer Vorstellung beschädigt er ungewollt die Mechanik dieser Puppe. Der Puppenspieler bemerkt das erst mitten im Stück. Verdächtigt wird die kleine schwarzhaarige Tochter der Tendlers, die lebenslustige Lisei. Die ganze Geschichte klärt sich ohne schlimme Folgen auf und seitdem sind Paul und Lisei, die etwa gleich alt sind, dicke Freunde. Die beiden verbringen ihre ganze Zeit miteinander, doch leider haben die Tendlers bald ihre ganzen Stücke durchgespielt und wollen weiterziehen. Unter Tränen verabschieden sich die beiden Kinder. Die Zeit vergeht, Paul tritt nach der Schule eine Lehre bei seinem Vater, einem Mechanikus, an. Um das Meisterrecht zu erlangen, muss man Wanderjahre absolvieren. So arbeitet er in einer mitteldeutschen Stadt bei einer netten Meisterin, deren Sohn ebenfalls in der Ferne arbeitet. Eines Tages trifft er dort eine junge Frau. Er möchte ihr helfen, da sie keinen Schlafplatz hat. Da erkennen sich die beiden wieder, die junge Frau ist nämlich die Lisei aus seiner Kindheit. Zwölf Jahren sind seit ihrer letzten Begegnung vergangen. Glücklich, jemanden gefunden zu haben, erzählt ihm Lisei, was passiert ist. Ihre Mutter ist vor einigen Jahren gestorben und Lisei hat begonnen, die Frauenrollen in den Puppenspielen zu sprechen. Ihr Vater ist gerade unschuldig wegen Diebstahls ins Gefängnis gesteckt worden und sie ist jetzt ganz allein. Aber der echte Dieb wird gefasst und Herr Tendler entlassen. Paul, der Lisei nicht noch einmal verlieren will, bittet sie seine Frau zu werden. Sie sagt ja und gemeinsam mit ihrem Vater ziehen sie in Pauls Heimatdorf zurück. Paul ist Drechslermeister und bekommt viele Aufträge. Die beiden Jungverheirateten leben glücklich und zufrieden. Doch der alte Herr Tendler vermisst sein Puppenspiel und deshalb beschließt er ein Stück im Dorf aufzuführen. Doch die Söhne eines beruflichen Rivalen Pauls bringen Unruhe ins Publikum, es endet mit einem großen Tumult. Das bricht dem alten Puppenspieler das Herz. Der Schimpfname Pole Poppenspäler wird auf Paulsens Tür gemalt, doch der Name gerät mit der Zeit wieder in Vergessenheit. Liseis Vater verliert die Lust am Spielen und stirbt bald darauf. Er nimmt den Kasperl, seine wertvollste Puppe, mit ins Grab. Lisei und Paul leben noch immer glücklich miteinander.
Quelle: file:///C:/Users/Ariane/Downloads/4715.pdf
Die positiven Ereignisse wechseln sich immer mit den negativen ab:
+ Ankunft der Puppenspieler
- Beschädigung von Kasterl
+ Reparieren von Kasperl
- Abreise der Puppenspieler
+ Wiedersehen mit Lisei
- Falsche Anklage gegen Herr Tendler
+ Freilassung von Herr Tendler
- Tod der Eltern
+ Liebe von Lisei und Paul
- Tod Tendlers
+ Heirat von Lisei und Paul
Auf Hohen-Cremmen wächst Effi, die Tochter der Ritterschaftsrats von Briest, auf. Ein Jugendfreund ihrer Mutter, der 37-jährige Baron von Innstetten, hält um die Hand der 17-jährigen Tochter an.
Wegen Innstettens Stellung als Landrat und seines guten Rufs als "Mann von Charakter und guten Sitten" sind sich die Eltern schnell über eine Verbindung einig. Effi heiratet Innstetten, ohne ihn
eigentlich zu lieben, geht mit ihm in seine Heimat nach Kessin in Hinterpommern. Innstetten zeigt sich gegenüber seiner Frau zwar immer rücksichtsvoll, ein guter Liebhaber ist er aber nicht. In
dem gesellschaftlich uninteressanten Kessin beginnt sich Effi, die von ihrem Mann häufig allein gelassen wird, bald zu langweilen. Die Geburt der Tochter Annie lässt Effi zwar reifer werden,
ändert an ihrer Einsamkeit aber wenig.
Eine Theateraufführung in Kessin, in der Effi Briest die Hauptrolle spielt, wird zum Wendepunkt. Das kleine Drama weist auch auf ein beginnendes Verhältnis zwischen Effi und dem
Bezirkskommandanten, Major Crampas, hin. Bei einer Schlittenfahrt kommen sich die beiden schliesslich nähre. Das Verhältnis mit dem leichtsinnigen Mann währt aber nicht lange, die heimlichen
Treffen sind Effis ehrlichem Charakter immer mehr zuwider. Die Beförderung ihres Mannes und der damit verbundene Umzug nach Berlin ist für Effi eine gute Gelegenheit, die Treffen zu beenden. In
Berlin verbringt die Familie ein paar harmonische Jahre, bis Innstetten während der Abwesenheit seiner Frau zufällig ein Bündel Briefe entdeckt, die Crampas in Kessin an Effi geschrieben hat.
Obwohl inzwischen 6 Jahre vergangen sind und niemand von der Beziehung weiss, fühlt sich Innstetten in seiner Ehre so stark verletzt, dass er Crampas zum Duell herausfordert. Dieser stirbt bei
der Auseinandersetzung, doch Innstetten gibt sich damit nicht zufrieden und lässt sich von Effi scheiden. Die kleine Annie wird ihm zugesprochen.
Die Eltern verweigern ihr aus gesellschaftlicher Rücksichtnahme eine Zuflucht, unterstützen sie aber finanziell. Auf wiederholter Bitten wird Effi eine Begegnung mit der inzwischen 10-jährigen
Annie gewährt, was sich jedoch als grosse Enttäuschung herausstellte. Das Kind ist entfremdet und verhält sich, vom Vater dazu angehalten, abweisend. Effie, die wegen den Ereignissen der
vergangenen Jahren bereits ein Nervenleiden hat, bricht nun völlig zusammen. Erst jetzt holen die Eltern die Todkranke auf Bitten des Arztes nach Hause, wo sie dann verstirbt.